LP-Probleme mit spezieller Struktur

Es gibt eine Reihe von linearen Problemen, die eine spezielle Struktur aufweisen, durch die die Problemlösung wesentlich schneller erfolgen kann als bei Anwendung des Simplex-Algorithmus.

Gelingt es, ein lineares Problem in die Struktur eines Netzwerkflußproblems zu überführen, dann ist es z.T. möglich, die optimale Lösung u.U. 100mal so schnell oder noch schneller zu ermitteln als bei Anwendung des Simplex-Algorithmus.

Das allgemeine Netzwerkflußproblem

Ein Netzwerk ist eine Menge von Knoten und Kanten, die die Knoten verbinden. Ein Netzwerkflußproblem besteht i. a. darin, die Transportmengen (Produkt- oder Materialflüsse) von einigen Orten zu anderen Orten zu bestimmen, wobei eine bestimmte Zielsetzung verfolgt wird und verschiedene Bedingungen einzuhalten sind.

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Symbole
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i Knotenindex
j Knotenindex
x Transportmenge
b Nettobedarf eines Ortes (Knotens)
l Mindesttransportmenge über eine Strecke
u Maximale Transportmenge über eine Strecke

Das klassische Transportproblem

Das klassische Transportproblem ist ein Netzwerkflußproblem, in dem es keine Umladeknoten gibt und in dem die Kanten keine Kapazitätsbeschränkungen haben. Die Summe der Angebotsmengen aller Quellen ist gleich der Summe der Bedarfsmengen aller Senken. Nehmen wir m Quellen und n Senken an, dann können wir schreiben:

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Siehe hierzu: Günther, H.-O. und H. Tempelmeier, Produktion und Logistik, 9.Aufl., Berlin(Springer) 2012

Das lineare Zuordnungsproblem

Dies ist ein Spezialfall des klassischen Transportproblems, bei dem alle Angebotsmengen und alle Nachfragemengen genau gleich 1 sind. Das Modell lautet:

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Das Kürzeste-Wege-Problem

Dies ist ein Spezialfall des allgemeinen Netzwerkflußproblems (Minimalkostenflußproblems), bei dem das Nettoangebot an jedem Knoten entweder 1, 0 oder -1 ist. Außerdem haben die Pfeile keine Kapazitätsbeschränkung. Dieses Problem ist regelmäßig in allen Routing-Programme, die man im Internet aufrufen kann und auch in allen Navigationssystemen zu lösen.

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