Inverted Classroom

Seit vielen Jahren setzen die Dozent*nnen im Fachbereich Supply Chain Management und Produktion in den Veranstaltungen des Bachelor- und des Master-Studiums eine Variante des sogenannten "Inverted Classrooms" ein. Damit soll erreicht werden, dass die Student*nnen, die an der Veranstaltung teilnehmen, aktiv in das Vorlesungserlebnis einbezogen werden. Bekanntlich ist der Lernerfolg bei aktiver Mitarbeit wesentlich höher als bei passiver Rezeption.

Anders als in einer herkömmlichen "Vorlesung/Übung" wird der Lernstoff nicht von einer/m Dozent*in in einer Frontalveranstaltung vorgetragen, wobei die Student*innen eher passive Zuhörer*innen sind. Stattdessen wird wie folgt vorgegangen:

  1. Die teilnehmenden Student*innen bilden Arbeitsgruppen.
  2. Den Student*innen wird einen präzisen Arbeitsplan ("Drehbuch") zur Verfügunggesetllt, nach dem von Sitzung zu Sitzung der jeweils anstehende Lernstoff erarbeitet wird. Mit diesem Arbeitsplan kann die/der Student*in bzw. die Arbeitsgruppe den früher frontal präsentierten Vorlesungsinhalt rekonstruieren. Dabei durchläuft sie/er die Phasen "Lesen" -> "Verstehen" -> "Reproduzieren" bzw. "Zusammenfassen".
  3. Als Ergebnis bereitet jede Arbeitsgruppe ein Präsentations-Dokument des Lernstoffes (in Form einer Powerpoint-Datei oder einer PDF-Datei, o.ä.) vor und sendet diese (gemeindam mit ggf. erstellten Datendateien, XML oder Exdel-Dateien) an die/den Dozent*in.
  4. Die/der Dozent*in sichtet diese Unterlagen und stellt aus mehreren Präsentationen ein Programm für die anstehende Präsenzveranstaltung zusammen.
  5. In der Präsenzveranstaltung tragen die ausgewählten Arbeitsgruppen (bzw. die situativ zum Vortrag ausgewählten Student*innen) im Plenum den Stoff anhand ihrer Präsentation vor. Die/der Dozent*in moderiert den Vortrag, indem sie/er Ergänzungen macht, auf wichtige Punkte oder auf die Praxisrelevanz hinweist, Diskussionen initiiert, offene Punkte aus den eingereichten Präsentationen anspricht etc.
  6. Die aktive Teilnahme (Vorbereitung und Vortrag des Lernstoffs) ist mit dem Start der PO 2021 verpflichtend, wird aber mit Punkten für die Klausur honoriert.

Voraussetzung des Konzepts:

  1. Den Student*innen wird ein akribisch ausgearbeitetes "Drehbuch" mit detaillierten Arbeitsanweisungen zur Verfügung gestellt.
  2. Den Student*innen wird umfangreiches Begleitmaterial bereitgestellt, das mittels Cut-and-Paste in das Präsentationsdokument eingebaut werden kann. Auf https://www.pom-consult.de/supply-chain-analytics/ werden den Studierenden Lectures Notes und unsere eigenen Präsentationsfolien zur Verfügung gestellt, die in der entsprechenden Frontalvorlesung eingesetzt würden (falls es diese noch gäbe). In diesen Dokumenten können die Studierenden sich frei (ohne Zitierzwang) bedienen.
  3. Für die Veranstaltung gibt es eine Liste ausgeählter Lehrbücher mit Seiten- oder Abschnittsangaben, sodass die Studierenden nicht viel Zeit mit dem Suchen verbringen.
  4. Wegen 1., 2. und 3. erhöht sich der Arbeitsaufwand für die Student*innen nicht. Dies wurde in der Evaluation der Veranstaltung nach der Abschlussprüfung vielfach bestätig.

Vorteile des Konzepts:

  1. Da erfahrungsgemäß alle Teilnehmer*innen den jeweiligen Lernstoff vorbereitet haben, ist der aktuelle Vortragsinhalt nicht mehr gänzlich neu (wie früher in der Frontal-Vorlesung), sondern im Detail bekannt.
    Stattdessen hat die Präsenzveranstaltung den Charakter eines Repetitoriums, wobei offene Fragen etc. - angeregt durch die/den Student*innen bzw. die/den Dozent*in - diskutiert werden können.
  2. Der Lernstoff kann auch die Lösung von mathematischen Optimierungsmodellen im PMT sowie die Nutzung von MS-Excel o.a. beinhalten. Auf diese Weise wird die Struktur eines Optimierungsmodells oder einer Formel schneller erfasst.
  3. Durch die aktive Vorbereitung einer Präsentation wird der Lernstoff wesentlich intensiver gelernt und besser verstanden.
  4. Die Qualität der Präsentationen führt bei/m der Dozen*in zu Erkenntnissen über Möglichkeiten zur kontinuierlichen Verbesserung der Veranstaltunginhalte.
  5. Punkt 3. hat dazu geführt, dassß das Ergebnis der Veranstaltung, gemessen an den Klausurergebnissen, im Vergleich zu früher dramatisch besser geworden ist. Dies zeigen unsere Erfahrungen aus den letzten Jahren.

Nachteile des Konzepts:

  • Die aktiv teilnehmenden Student*innen verlieren anteilig die Hoheit über ihre Zeit. Während sie früher oft die Erarbeitung des Lernstoffs in eine hektische Phase der Prüfungsvorbereitung unmittelbar vor dem Klausurtermin verschoben haben, wird der Lernstoff jetzt von Sitzung zu Sitzung kontinuierlich erarbeitet.
  • Die/der Dozent*in muss einen nicht unbeträchtlichen Aufwand für die Zusammenstellung und Aufbereitung des Begleitmaterials und dessen kontinuierliche Aktualisierung betreiben.
  • Die/der Dozent*in muss einen erheblichen Aufwand für die Unterstützung der Student*innen bei der Erarbeitung des Stoffes (insbesondere bei derLösung von mathematischen Entscheidungsmodellen etc.) betreiben.

Die folgenden Links enthalten Begleitmaterial zu den Veranstaltungen im Bachelor- bzw. Master-Studium, die von Lehrveranstaltungen im Bachelor- bzw. Master-Studium, die vomFachebreich für Supply Chain Management und Produktion der Area Supply Chain Management der Universität zu Köln angeboten werden: